Beim Übergang zum 19. Jahrhundert vollzog sich für die Menschen auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde Kressbronn a. B. nicht nur ein tiefgreifender politischer Umbruch. Auch die wirtschaftlichen Grundlagen für das bäuerliche Leben der Menschen in Hemigkofen und Nonnenbach durchliefen einen längeren Strukturwandel. Das Ende der feudalen Ordnung ermöglichte und erzwang zugleich die Ausrichtung der landwirtschaftlichen Produktion auf einen allgemeinen Markt. Die Folgen waren eine Intensivierung der Bewirtschaftung und der Umstieg von Weinbau auf Obst- und Hopfenanbau oder die Rinderzucht. Große Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung hatte die Erteilung des Marktrechtes, das Hemigkofen im Jahr 1836 erteilt wurde. Durch die günstige Verkehrslage entwickelten sich die hier abgehaltenen Viehmärkte zu einem wichtigen regionalen Umschlagplatz für den Rinderhandel zwischen Oberschwaben und dem benachbarten Vorarlberg und der Schweiz. Die zunächst zweimal jährlich, ab 1867 monatlich, stattfindenden Märkte belebten Handel und Gewerbe, mehrere Gasthäuser siedelten sich an. Ihre traditionsreichen Namen finden sich zum Teil noch heute im Ortsbild.
Als 1899 mit der Fertigstellung der Eisenbahnverbindung Friedrichshafen-Lindau Hemigkofen und Nonnenbach einen gemeinsamen Bahnhof erhielten, war dies mehr als ein symbolischer Schritt in die Moderne. Die Anbindung an die Südbahn, eine der wichtigsten Verkehrsachsen Südwestdeutschlands, bedeutete, dass die beiden bisher abgelegenen Dörfer am südlichsten Ende Württembergs aus allen Landesteilen in nur wenigen Stunden erreicht werden konnten. Auch Fahrten in das industriell aufstrebende Friedrichshafen waren fortan keine halben Tagesreisen mehr. Die Eisenbahn veränderte die wirtschaftlichen Bedingungen von Grund auf. Der Viehhandel verlor an Bedeutung, im Gegenzug entwickelten sich die Voraussetzungen für kleine Betriebe. Auch die ersten Anfänge eines zaghaft einsetzenden Fremdenverkehrs lassen sich im ausgehenden 19. Jahrhundert bereits beobachten.