Menü

Pressemitteilungen

Informationen zur Gemeinderatssitzung

Die jüngste Sitzung des Gemeinderates am 28.06.2023 stand ganz im Zeichen des Klimaschutzes. Die Verwaltung stellte dem Gemeinderat die Ergebnisse des Klimaschutzkonzeptes Kressbronn a. B. vor und zeigte Handlungsmöglichkeiten zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes auf. Das Klimaschutzkonzept und die möglichen Maßnahmen wurden vom Gemeinderat vorberaten, Beschlüsse wurden noch keine gefasst.

Klimaschutzkonzept Kressbronn a. B. - allgemeiner Teil
Die Gemeinde Kressbronn a. B. bekennt sich zum Klimaschutz und hat daher die Ausarbeitung eines Klimaschutzkonzeptes für die ganze Gemeinde in Auftrag gegeben. In der Sitzung des Gemeinderates wurden die Ergebnisse vorgestellt. Das Klimaschutzkonzept basiert auf drei Säulen: Strom, Wärme und Mobilität. Maßnahmen zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes in diesen drei Bereichen sind entscheidend, um den Klimawandel zu bekämpfen. Dies muss kurz- und mittelfristig zunächst durch Energieeinsparungen und weiterhin durch eine möglichst CO2-freie Energieerzeugung erreicht werden. Die Umstellung
von fossilen auf regenerative Energieträger, wie Bioenergie, Erdwärme, Windkraft, Wasserkraft und Sonnenenergie, ist notwendig, um die Klimaneutralität erreichen zu können. Der Ausbaufortschritt ist in Deutschland und auch in Baden-Württemberg noch nicht ausreichend. Politik, Wirtschaft und private Haushalte müssen gemeinsam mehr in regenerative Energien investieren und den Ausbau voranbringen. Nur so kann die
Energiewende auch gelingen. Dabei sind auch die Kommunen gefragt. Die Gemeinde Kressbronn a. B. soll sich daher auf Vorschlag des Bürgermeisters zum Ziel setzen, bis 2035 klimaneutral zu werden. Sie soll zur Umsetzung dieses Ziels Privathaushalte, Gewerbe und Unternehmen stützen.

In der Sitzung stellte Klimaschutzbeauftragter Dr. Thomas Hegel die Ergebnisse des Klimaschutzkonzeptes vor. Was die Energie- und CO2-Bilanz von Kressbronn a. B. betreffe, so lägen die Hauptverbräuche bei Kraftstoff mit ca. 40 %, Heizöl mit ca. 20 %, Erdgas mit ca. 19 % und Strom mit ca. 18 %. Der gesamte Energieverbrauch werde jeweils zu einem Drittel von Verkehr, privaten Haushalten und Gewerbe verursacht. Die CO2-Emissionen würden sich auf den Verkehr mit ca. 40 % und die privaten Haushalte mit ca. 30 % sowie auf das Gewerbe mit ca. 25 % verteilen. Klimaneutralität könne die Gemeinde Kressbronn a. B. nur erlangen, wenn die Hauptverursacher, die Privathaushalte sowie das Gewerbe und die Industrie, an der Zielerreichung intensiv mitwirken. Im Rahmen der Mobilität bedeute dies ganz konkret Fahrten zu vermeiden und auf nachhaltige Verkehrsmittel umzusteigen. Beim Wärmeverbrauch sei es geboten, weniger zu heizen, Häuser zu dämmen und fossile Energieträger wie insbesondere Öl und Gas zu ersetzen. Der Stromverbrauch könne durch systematisches Abschalten oder durch effektivere Lichtsysteme sowie stromsparende Anlagentechnik reduziert werden. Weiterhin sei die Umstellung auf nachhaltig erzeugten Strom erforderlich. Die kommunale Verwaltung übernehme in diesem Veränderungsprozess eine Vorreiter- und Vorbildfunktion, verstehe sich als Wegbereiter und unterstütze Privathaushalte sowie Gewerbe und Industrie.

Dr. Hegel betonte, dass der Verkehr den wesentlichen Anteil am CO2-Ausstoß und am Energieverbrauch habe, vor allem privat genutzte Autos. Ein dringender Handlungsbedarf bestehe auch bei der Wärmeerzeugung. In Kressbronn a. B. würden nur 10 % der Wärme nachhaltig erzeugt werden, jeweils 40 % durch Gas oder Öl.

Auf Rückfrage von Fraktionssprecher der BWV, Stefan Fehringer, wurde erläutert, dass die Zahlen, Daten und Fakten vom Statistischen Landesamt, von der Energieagentur Ravensburg und vom Regionalwerk Bodensee stammen. Auch würden Zahlen von Verkehrszählungen vorliegen. Fraktionsvorsitzender der CDU, Karl Bentele, betonte, dass sich die Ziele der Gemeinde in die Gesetzlage einfügen und der Klimaschutz in jedem Fall eine übergeordnete Aufgabe der Gemeinde sei. Martin Kolb, SPD, attestierte der Gemeinde, dass sie ihre Hausaufgaben gemacht habe. Auf Rückfrage erläuterte Dr. Hegel, dass die Energieagentur Ravensburg kostenlose Energieberatungen anbiete und hier auch noch Termine frei seien. Man müsse sich bei der Gemeinde oder bei der Energieagentur zur Terminvereinbarung melden. Gemeinderat Hubert Bernhard, CDU, zeigte sich davon überzeugt, dass man die Ziele ohne Probleme erreichen könne, wenn man den Strom tatsächlich vor Ort produzieren würde.

Klimaschutzkonzept Kressbronn a. B. – besonderer Teil I: Stromeinsparung
Ein wesentlicher Teil zur Senkung des Ausstoßes an CO2 ist die Stromeinsparung. Einen Großteil des Stromverbrauchs in Kressbronn a. B. verursachen Gewerbebetriebe/Industrie mit ca. 60 % und private Haushalte mit ca. 39 %. Kommunale Liegenschaften verbrauchen ca. 1 % des Gesamtvolumens an Strom. 85 % des Strombezuges im Gemeindegebiet haben überwiegend fossilen Ursprung, wohingegen die Gemeinde Kressbronn a. B. schon seit Jahren ausschließlich Ökostrom bezieht.

Klimaschutzbeauftragter Dr. Thomas Hegel erläuterte in der Sitzung, dass die Gemeinde auf das Nutzverhalten der Privathaushalte nur bedingt Einfluss habe. Durch Beratungen und Informationen könne die Gemeinde jedoch darauf hinwirken, dass die Bürgerinnen und Bürger ihr Verhalten ändern und sparsam mit der Stromenergie umgehen. Ebenso könne die Gemeinde die Nutzerinnen und Nutzer der kommunalen Gebäude und auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für einen sparsamen Umgang mit der Energie sensibilisieren. Bei der Umstellung der Beleuchtung auf LED habe die Gemeinde bereits viel getan. So sei bereits im Bauhof, im Feuerwehrgerätehaus, in der Bücherei, in der Bodan-Werft, in der Seesporthalle, im Bildungszentrum Parkschule und in der Nonnenbachschule auf LED gewechselt worden. Allein dies habe eine Einsparung von 29 Tonnen CO2 pro Jahr ergeben. Geplant sei weiterhin die Umstellung auf LED im Bahnhof, im Haus der Musik, im Kleinkinderhaus Pünktchen, in der Lände, im Nonnenbachkindergarten, im Parkkindergarten, im Rathaus und im Naturstrandbad. Dies werde eine weitere Einsparung von 13 Tonnen pro Jahr CO2 ergeben. Durch die Umrüstung der Straßenbeleuchtung würden 18 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart. Ebenso könne die Verwaltung bei der Beschaffung von neuen technischen Geräten auf die Energieeffizienz achten und so dafür sorgen, dass künftig mehr Energie eingespart werde. Der Gemeinderat nahm den Vortrag zur Kenntnis und wird in einer weiteren Sitzung über die einzelnen Maßnahmen beraten und beschließen.

Klimaschutzkonzept Kressbronn a. B. – besonderer  Teil II: Stromerzeugung
Bürgermeister Daniel Enzensperger erläuterte in der Sitzung des Gemeinderates, dass es Ziel der Gemeinde sein sollte, bis 2035 in Sachen Strom autark zu werden und den benötigten Strom auf dem Gemeindegebiet selbst zu produzieren – und zwar mit Photovoltaikanlagen. Dafür kämen einerseits Dach-Photovoltaikanlagen, andererseits Agrar- oder Freiflächen- Photovoltaikanlagen in Frage. Derzeit sei das vorhandene Potenzial an Dach-Photovoltaikanlagen nur mit ca. 16,5 % ausgelastet. Gehe man davon aus, dass bis 2035 die Hälfte aller geeigneten Dächer mit einer Dach-Photovoltaikanlage ausgestattet sind, könnten ca. 16 GWh/a Strom erzeugt werden. Erforderlich zur Bedarfsdeckung wären daher zusätzlich Agrar- oder Freiflächenphotovoltaikanlagen. Für die Ausweisung von Photovoltaikflächen müsste man als nächsten Schritt eine Standort- und Potenzialanalyse durchführen. Die Gemeinde strebe daher an, eine solche Analyse in Auftrag zu geben und zu prüfen, welche Flächen für eine Entwicklung von Agrar- oder Freiflächenphotovoltaik in Frage kommen. Des Weiteren solle die Installation von PV-Anlagen auf privaten Dächern verstärkt und ein Strom- und Energiespeicherkonzept für das Gemeindegebiet in Auftrag gegeben werden. Hierüber wird der Gemeinderat in einer weiteren Sitzung beraten.

Die Verwaltung hat in der Sitzung weiterhin dem Gemeinderat vorgeschlagen, dass der Regionalverband Bodensee-Oberschwaben dazu aufgefordert werden soll, die regionalen Grünzüge im Gemeindegebiet für Freiflächen- und Agrar-Photovoltaikanlagen zu öffnen. Das Landratsamt Bodenseekreis soll laut Beschlussvorschlag angehalten werden, Landschaftsschutzgebiete für Agrar-Photovoltaikanlagen zu öffnen. Die Bundesrepublik Deutschland und das Land Baden-Württemberg sollte dazu aufgefordert werden, die Förderung von Photovoltaikanlagen auszubauen und insbesondere die steuerliche Freigrenze von 30 kW auf 50 kW zu erhöhen. Über die Vorschläge der Gemeinde wird der Gemeinderat noch gesondert beraten.

In der Sitzung stellte Fraktionssprecher der BWV, Stefan Fehringer, für seine Fraktion fest, dass er in die Beschlüsse keine Zahlenwerke aufnehmen möchte. Seine Fraktion wünsche sich eine gesamtheitliche und allgemeine Beschlussfassung. Karl Bentele, Fraktionsvorsitzender der CDU, war überzeugt, dass eine autarke Stromversorgung für die Gemeinde ein lobenswertes Ziel sei, welches man verfolgen sollte. Allerdings spiele hier das Regionalwerk Bodensee eine entscheidende Rolle. Dr. Klaus Oelfken von den Grünen gab zu bedenken, dass die Autarkie jeder Kommune aus seiner Sicht keinen Sinn mache und die Landschaft zerstöre. Auch seien die Kosten für einen Speicher der Energie gigantisch und würden die Strompreise in die Höhe treiben. Gemeinderat Hubert Bernhard, CDU, machte in diesem Zusammenhang darauf aufmerksam, dass das Fraunhofer Institut mit Hochdruck an einer Speicherlösung forsche. Die Speichertechnik werde sich in den kommenden Jahren deutlich ausweiten. Martin Kolb regte für die SPD an zu prüfen, ob ein Sonnenkraft-Netzwerk eine Alternative sei, um autark in der Region zu werden.

Stromnetz in der Gemeinde – Netzausbau und Netzstabilität
Energiewende bezeichnet den Übergang von fossilen Energieträgern zu erneuerbaren Energien und einer nachhaltigen Energieversorgung. Ein wesentlicher Aspekt der Energiewende ist der Ausbau der Stromnetzinfrastruktur, um die erzeugte erneuerbare Energie effizient und zuverlässig zu transportieren und zu verteilen. Insbesondere der vermehrte Anschluss von Photovoltaikanlagen in der Gemeinde, die steigende Anzahl der Elektro-Fahrzeuge und die Umstellung der Heizungen auf elektrisch betriebene Wärmepumpen stellen das Stromnetz vor neue Herausforderungen. Es ist daher Aufgabe des Netzinhabers dafür zu sorgen, dass die Netzstabilität weiterhin gewährleistet und das Stromnetz ausgebaut wird. Geschäftsführer des Regionalwerkes Bodensee, Michael Hofmann, erläuterte in der Gemeinderatssitzung am 28.06.2023 diesen Themenkomplex. Die Anzahl der Installationen von Photovoltaik-Anlagen sei seit 2021 im gesamten Versorgungsgebiet deutlich angestiegen. So habe es 2021 rund 450 Inbetriebnahmen von PV-Anlagen gegeben, im Jahr 2022 mehr als 1.100 und bis zum Jahr 2025 rechne er mit rund 1.400 neuen Inbetriebnahmen pro Jahr. Gleichzeitig sei die installierte Leistung im Jahre 2021 von ca. 4 MW auf 10 MW im Jahr 2022 gestiegen. In den folgenden Jahren würden die zusätzlich ans Netz gehenden PV-Anlagen somit bei ca. 12 MW pro Jahr liegen. Die Leistungsreserven des lokalen Stromnetzes und insbesondere der Umspannstation, die der ENBW gehört, würden hierfür jedoch nur bedingt ausreichen. Nachdem zur Stromerzeugung der Ausbau von PV-Anlagen in der Gemeinde forciert werden soll, wurde in der Sitzung sehr deutlich, dass auch der lokale Netzausbau erheblich beschleunigt werden sollte. Michael Hofmann wies darauf hin, dass zu diesem Thema im Oktober 2023 einen Strategieworkshop des Regionalwerkes stattfinden werde. Hierbei sollen auch die Finanzierungsmöglichkeiten des Netzausbaus diskutiert werden. In Frage könnten hier u. a. Bürgerbeteiligungsmodelle kommen.

Der Gemeinderat nahm den Bericht zur Kenntnis.

Klimaschutzkonzept Kressbronn a. B. – besonderer Teil IV: Verkehr
Bürgermeister Daniel Enzensperger erläuterte in der Sitzung des Gemeinderates, dass zur Einsparung von CO2-Emissionen im Verkehr die Verkehrssteuerung und das Nutzerverhalten maßgeblich beitrage. Unnötige Fahrten sollten vermieden und wenn möglich auf ÖPNV oder Fahrrad umgestiegen werden. Um dieses Ziel zu erreichen, sei jedoch ein attraktiver Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) notwendig. Dazu gehörten für die Gemeinde Kressbronn a. B. insbesondere durchgehende und verlässliche Bahnverbindungen nach Lindau und Friedrichshafen im Stundentakt im Zeitraum zwischen 5:00 Uhr und 2:00 Uhr. Mit Blick auf den touristischen Verkehr habe man festgestellt, dass die Einführung der Echt Bodensee Card (EBC) im Jahr 2022 zu einer Verlagerung des touristischen Verkehrs auf den ÖPNV geführt habe.

Auch der Radverkehr müsse attraktiver gestaltet werden. Das innerörtliche Radwegenetz müsse ausgebaut und insbesondere die Teilorte und Weiler besser an den Kernort angebunden werden. Die Verwaltung schlage daher vor, ein gesamtheitliches Radwegekonzept zu erstellen. Sofern Stärkung von ÖPNV, Rad- und Fußgängerverkehr nicht ausreichend seien, müssten auch andere Mittel zur Reduzierung des Verkehrs in Erwägung gezogen werden. Den Parksuchverkehr habe die Gemeinde durch ein Parkleitsystem bereits reduzieren können. Die bereits im April beschlossene Erhöhung und Erweiterung der Parkgebühren mache den Kraftfahrzeugverkehr besonders im unmittelbaren Seebereich unattraktiver und leite den Verkehr um.

Auch Geschwindigkeitsbegrenzungen würden die Emissionen senken. Um hier ein Zeichen zu setzen, sollte die Gemeinde nach Auffassung der Verwaltung der Initiative „Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeiten“ beitreten und sich der Forderung anschließen, die Regelung von Tempo 30 innerorts vollständig den Gemeinden zu überlassen. Ergänzend sollte geprüft werden, ob die Einrichtung eines autonomen Shuttlebusses in der Gemeinde als Pilotprojekt denkbar wäre.

Die Elektromobilität sei ein zentraler Bestandteil der Energiewende, die Gemeinde verfüge verteilt auf das gesamte Gemeindegebiet derzeit über ausreichend E-Ladesäulen.

Fraktionssprecher der BWV, Stefan Fehringer, betonte, dass man das Augenmerk auf den ÖPNV legen müsse, hier sei noch viel Luft nach oben. Die E-Mobilität sei für ihn nicht die richtige Alternative. Der Gemeinderat nahm den Bericht zur Kenntnis und wird über die Themen in einer gesonderten Sitzung beraten und Beschlüsse fassen.

 

Hinweis:

Die Gemeinde Kressbronn a. B. möchte die Bürgerinnen und Bürger über die Arbeit in Gemeinderat und Ausschüssen zeitnah und transparent informieren. Auf dem Sitzungsportal, das für die Öffentlichkeit freigeschaltet ist, können die Tagesordnungen zu sämtlichen öffentlichen Sitzungen sowie die entsprechenden Sitzungsunterlagen eingesehen werden. Die Sitzungsunterlagen stehen dort eine Woche vor der jeweiligen Sitzung zum Abruf auf der Homepage der Gemeinde online zur Verfügung. Informationen zu vergangenen Sitzungen können dort abgerufen oder auch nach Stichworten recherchiert werden.

Schauen Sie rein und informieren Sie sich, denn nur gut informierte Bürgerinnen und Bürger können sich eine eigene Meinung bilden.

Pressemitteilung 13.07.2023