Die Gemeinde Kressbronn a. B. hat von der Stiftung Liebenau das Gebäude zum Restaurant und Hotel Kapelle erworben. Damit soll das traditionsreiche Gasthaus als Hotel und Gastronomie im Ort dauerhaft gesichert werden. „Die Kapelle gehört einfach zu Kressbronn a. B. – und wir wollen, dass das so bleibt“, so Bürgermeister Daniel Enzensperger.
Ein Haus mit Geschichte
Das Gebäude blickt auf eine besondere Geschichte zurück. Schon 1992 hatte die Gemeinde das Haus sowie zugehörige Grundstücke von einem Bauträger erworben. Parallel dazu wurde gemeinsam mit der Stiftung Liebenau geplant, das Areal neuzugestalten. 1993 einigten sich Stiftung und Gemeinde darauf, auf einem Teilgrundstück des Areals eine Wohnanlage zu schaffen, die auf die Bedürfnisse älterer Menschen ausgerichtet ist. Gleichzeitig wurde eine Anlaufstelle für die Bewohnerinnen und Bewohner sowie die Allgemeinheit geschaffen. Die heute als Kapellenhof bekannte Einrichtung ist inzwischen etabliert und dient vorwiegend sozialen Zwecken, insbesondere Senioren und Menschen mit Beeinträchtigungen. Im Zuge dessen übertrug die Gemeinde das Gebäude des Gasthofes Kapelle in Erbbaupacht an die Stiftung Liebenau, das Grundstück blieb im Eigentum der Gemeinde. Als Gegenwert vereinbarte man die Übertragung entsprechender Eigentumsanteile für die Gemeinde am neu errichteten Servicecenter und Mehrzweckraum des Kapellenhofes. Die Stiftung sanierte den historischen Teil des Gebäudes und baute einen neuen Teil mit Hotelzimmern und Veranstaltungsraum an. Mit der Integration des Gasthofes in das Gesamtkonzept wollte man einerseits ein Versorgungskonzept für die Wohnanlage schaffen und gleichzeitig eine wichtige Gastronomie für Kressbronn a. B. erhalten und erweitern. Verpachtung und Betrieb der Gaststätte und des Hotels erfolgten über mehrere Jahrzehntedurch die Stiftung Liebenau. Der letzte Pächter bewirtschaftete die Gastronomie seit 2007 und stellte den Betrieb Ende 2024 ein. Wegen der künftigen Nutzung führte die Stiftung Liebenau Gespräche mit der Gemeinde. Man einigte sich schließlich auf einen Rückkauf zu fairen Bedingungen, dem der Gemeinderat zustimmte.
Zum Gasthof gehören insgesamt 17 Gästezimmer mit insgesamt 36 Betten sowie eine Pächterwohnung. Zum Gebäude gehört außerdem ein Restaurant mit Weinstube und Terrasse. Das Restaurant verfügt insgesamt über 70 Sitzplätze im Hauptgastraum, 100 Plätze im Saal und 100 Plätze im Freien.
Erhalt eines traditionellen Gasthauses mitten im Ort zu fairen Konditionen
Zahlreiche Gründe sprachen für einen Ankauf des Gebäudes durch die Gemeinde. Das Grundstück gehörte bereits der Gemeinde, nun bildet es mit dem Gebäude rechtlich und wirtschaftlich wieder eine Einheit. Das Haus ist in einem guten Zustand und eignet sich weiterhin für den Betrieb als Hotel und Restaurant. Der Erwerb erfolgt über den Eigenbetrieb Wohnungsbau und Grundstücksverkehr und ist auch aus rein wirtschaftlichen Gründen sinnvoll. Es fließt kein Geld aus dem Kernhaushalt der Gemeinde und es werden keine Geldmittel genutzt, die für Investitionen in die öffentliche Infrastruktur vorgesehen wären. Durch die künftige Verpachtung behält die Gemeinde außerdem direkten Einfluss auf die Auswahl der Pächter und auf das Betriebskonzept. Damit wird nicht nur eine Leerstandsgefahr vermieden, sondern es entstehen auch Einnahmen aus Pacht, Kurtaxe, Fremdenverkehrsabgabe und Gewerbesteuer. Zugleich bleibt ein ortsbildprägendes Gebäude im Gemeindeeigentum und kann so langfristig bewahrt werden. Einer der wichtigsten Gründe für den Erwerb war jedoch, das gesellschaftliche Leben in der Gemeinde durch die Fortführung einer Gastronomie genau an dieser Stelle zu erhalten und zu fördern. „Das traditionelle Gasthaus mitten im Ort ist wichtig für die Einheimischen und den Tourismus. Keine andere Gastwirtschaft verfügt über so einen großen Veranstaltungsraum, wo z. B. Vereine ihre Hauptversammlungen abhalten können. Der Kauf der Kapelle ist wirtschaftlich, trägt sich selbst und belastet den Gemeindehaushalt nicht. Gleichzeitig tun wir etwas gegen das Gasthaussterben und sichern ein Stück Ortskultur“, so der Bürgermeister.
Pressemitteilung vom 08.09.2025
