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Sebastianskapelle

An der alten Handelsstraße von Lindau über Tettnang, Ravensburg nach Ulm, liegt das Dorf Betznau. Im Jahr 905 ist es unter dem Namen "Pacenhovan" als "Thingstätte", Ort der Gerichtsbarkeit im Argenau, erwähnt war also eine Herrschaftsstätte. Um 1200 kam Betznau unter die Herrschaft des Montforters Grafengeschlechts. Nach dem Verkauf der Grafschaft Montfort fiel es 1780 an Österreich. Kirchlich gehörte Betznau damals zur Pfarrgemeinde Gattnau und wurde erst 1957 mit der Gründung der katholischen Kirchengemeinde Kressbronn zugeordnet. Die Kapelle wurde im Jahr 1600 durch den gelehrten Montfort-Grafen Johann III. (1576-1619) erbaut, eigenartigerweise nicht in Betznau selbst, sondern 200 m vor dem Dorf direkt an der Straße. Die Sebastianskapelle ist durch ihre alleinstehende Lage weithin sichtbar. Von jedem leicht erhöhten Standpunkt aus sieht man die Kapelle. Es ist, als hätte der gräfliche Bauherr hier ein überall sichtbares Zeichen seiner Herrschaft setzen wollen. Vielleicht wollte er durch den Ort dieses Gotteshauses an der Handelsstraße - es war damals das einzige im Umkreis neben der Pfarrkirche Gattnau - den Handelsleuten, die ihre Ware aus Italien und der Schweiz nach Oberschwaben brachten, ein Glaubenszeichen geben und ihnen den Schutz Gottes zusprechen. Die Kapelle steht mitten in der Natur, grenzt unmittelbar an einen Hopfengarten und an Obstplantagen. Wenn man direkt vor der Kapelle steht und sie mit ihrem breiten Turm, der 1696 angebaut wurde, und dem Eingangsporttal betrachtet, überkommt einen das Gefühl, sich einer großen Kirche zu nähern. Die Kapelle ist vermutlich wegen der Straßenführung nord-östlich ausgerichtet und nicht, wie üblich nach Osten, also der Morgensonne zugewandt, dem Symbol des auferstandenen Christus.

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