Kommt das Baugebiet Bachtobel voran?
Ja, das neue Baugebiet kommt voran. Die meisten Bauplätze für Reihenhäuser sind an Kressbronner Familien mit Kindern vergeben. Das war unser Ziel und das konnte erreicht werden. Die Sparkasse Bodensee baut darüber hinaus sechs Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 80 Mietwohnungen. Dabei werden altersgerechte Mietwohnungen für Menschen mit Beeinträchtigungen, Mietwohnungen für Alleinstehende und Familienmietwohnungen angeboten. Es entstehen keine Eigentumswohnungen, Ferienwohnungen sind im gesamten Baugebiet verboten. Im Bachtobel sind darüber hinaus Flächen für Gemeinbedarf vorgesehen. So entsteht dort ein großes Kinder- und Familienzentrum mit einer fünfgruppigen Kinderbetreuungseinrichtung, dem Familientreff, dem Gemeindearchiv im Keller und 12 kommunalen Mietwohnungen in den oberen Etagen. Die Gemeinde plant außerdem ein weiteres Mehrfamilienhaus mit 15 kommunalen Mietwohnungen und einer Gewerbeeinheit direkt am Bachtobelplatz. Im Übrigen ist noch ein freies Grundstück für weitere ca. 53 kommunale Mietwohnungen der Gemeinde vorgesehen. Hierzu wurden bislang aber noch keine Planungen aufgenommen. Das Baugebiet wird durch einen großzügigen Kinderspielplatz abgerundet.
Einige Reihenhäuser sowie das Kinder- und Familienzentrum sind bereits im Bau. Mit dem Bau des Kinderspielplatzes wird in den kommenden Wochen begonnen. Demnächst dürfte der Spatenstich für das kommunale Wohnhaus mit Gewerbeeinheit sein. Die Sparkasse beginnt voraussichtlich 2025 mit den Baumaßnahmen für die sechs Mehrfamilienhäuser. Das Nahwärmenetz, mit dem das Baugebiet klimaneutral versorgt werden soll, ist ebenfalls fast komplett abgeschlossen. Vor wenigen Wochen wurden die Sonden zur Gewinnung von Erdwärme eingesetzt. Insgesamt befinden wir uns also auf einem guten Weg.
Wie steht es um das Bildungszentrum Parkschule?
Nachdem wir den Altbau in den letzten Jahren umfangreich saniert haben, steht nun ein Neubau für die Schule an. Die Schule braucht durch neue pädagogische Anforderungen mehr Platz. Vor allem wollen wir das Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentrum bis zur Klassenstufe 9 erweitern und den Schülerinnen und Schülern damit ermöglichen, ihren Bildungsabschluss in Kressbronn a. B. zu machen. Baulich befindet sich die Parkschule inzwischen in einem sehr guten Zustand, die Ausstattung ist zeitgemäß und auf dem neuesten Stand der Technik. Vor allem in die Digitalisierung haben wir in den vergangenen Jahren viel Geld investiert. Nach dem unerwarteten Schülerrückgang im Schuljahr 2023/2024 haben sich die Schülerzahlen zum Glück wieder stabilisiert. Es werden wieder drei Eingangsklassen der weiterführenden Schulen zu Stande kommen. Darüber bin ich sehr froh. Die Qualität und das Angebot unseres Bildungszentrums sind ausgezeichnet. Wir haben in der Schule ein hervorragendes Leitungsteam und motivierte Lehrkräfte. Insgesamt erwartet die Schülerinnen und Schüler eine gute Lernatmosphäre. Allerdings wird auch auf Einhaltung der Regeln geachtet. Die Ausstattung der Schule ist inzwischen besser als in den meisten umliegenden Gemeinden. Dies sind alles gute Gründe, sein Kind auf unsere Realschule zu schicken. Dem Gemeinderat und mir ist unser Schulstandort sehr wichtig, deshalb werden wir auch weiterhin viel Geld in die Bildung und unsere Schulen investieren.
Was plant die Gemeinde beim Ausbau der Radinfrastruktur?
Dass der Radverkehr in der Gemeinde stetig zunimmt, dürfte niemandem entgangen sein. Eine Stärkung des Radverkehrs ist dabei besonders wichtig für den Klimaschutz und entlastet den örtlichen Kraftfahrzeugverkehr. Allerdings muss dazu die Radverkehrsinfrastruktur auch gut ausgebaut sein. Daran fehlt es bei uns leider noch. Wir haben uns in den vergangenen Jahren zunächst um den Ausbau der Abstellanlagen gekümmert. Deshalb gibt es jetzt am Bildungszentrum Parkschule, an der Festhalle, am TV-Heim oder auch am Parkkindergarten überdachte und beleuchtete Abstellmöglichkeiten. Wo Radwege verbessert, ergänzt oder ausgebaut werden müssen, wollen wir durch eine umfassende Radverkehrskonzeption ermitteln. Diese ist inzwischen in Auftrag gegeben. Wir gehen davon aus, dass sie im Laufe des nächsten Jahres fertig ist und im Gemeinderat präsentiert werden kann. Sie soll uns zeigen, wo es Ausbaubedarf gibt. Klar ist aber, dass der Ausbau von Radwegen eine sehr langwierige Angelegenheit ist. Mitunter müssen Grundstücke erworben werden, was komplizierte Grunderwerbsverhandlungen mit vielen Eigentümern voraussetzt. Radwegebau dauert Jahre. Wichtig ist, dass wir das Thema strukturiert angehen. Dabei soll uns nun die Konzeption helfen. Ich bin schon sehr gespannt auf die Ergebnisse. Beim Thema Radverkehr kann man übrigens erwähnen, dass die Gemeindeverwaltung selbst vor einigen Jahren sogar Diensträder für den eigenen Gebrauch im Gemeindegebiet angeschafft hat. Wir ermutigen also unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, im Ort das Fahrrad zu nehmen, wenn das Wetter mitspielt. So gehen wir dann auch mit gutem Vorbild voran. Beim Thema Fahrradverkehr liegt mir eines aber noch am Herzen: Ich stelle fest, dass sich viele Fahrradfahrer nicht an Verkehrsregeln halten und dadurch Fußgänger gefährden oder andere Verkehrsteilnehmer in kritische Situationen bringen. Das ist teilweise ärgerlich, denn Fahrradfahrer haben keinen Freifahrtschein und sind Verkehrsteilnehmer wie jeder andere auch.
Wann wird der Parkplatz am Grenzweg gebaut?
Die Gemeinde hat bereits im Jahr 2021 einen Bebauungsplan für einen Parkplatz am Grenzweg zu Nonnenhorn erlassen. Der Bebauungsplan ist eine notwendige Grundlage, um dort Stellplätze zu errichten. Die Verkehrskonzeption der Gemeinde sieht vor, dass Auffangparkplätze am Grenzweg sowie am Strandbadparkplatz die Fahrzeuge möglichst aus dem Seebereich oder dem Kernort heraushalten. Daran hat sich seither auch nichts geändert. Allerdings war die Haushaltssituation in den letzten Jahren stets so, dass wir den Bau des Parkplatzes verschieben mussten, weil dafür kein Geld da war. Das könnte sich auch noch ein paar Jahre so fortsetzen. Momentan ist nicht absehbar, wann der Parkplatz gebaut wird. Für uns wichtig war aber, dass wir auf Grund des Bebauungsplanes jederzeit bauen könnten.
Am 31. Mai und auch in den letzten Wochen gab es bedingt durch Starkregen Probleme mit Hochwasser in der Gemeinde. Welche Erkenntnisse ziehen Sie daraus?
Das Thema Hochwasser beschäftigt uns seit Jahren. Es ist ein sehr langwieriges und vor allem komplexes Thema. Wir sind im Jahr 2015 in die Ausarbeitung eines Hochwasserschutzkonzeptes gestartet. Dieses sieht durch Rückhaltebecken im Hinterland, Vertiefungen oder Erweiterungen der Bachläufe vor, das Wasser gar nicht erst zum Überlaufen zu bringen. Wir kommen aber auf Grund konzeptioneller Schwierigkeiten nicht weiter. Man darf nämlich nicht an einer Stelle etwas bauen, wenn dies an anderer Stelle zu einer Vergrößerung des Problems führt. Das Konzept muss in sich stimmig sein. Mal ganz abgesehen davon, dass Investitionsmaßnahmen in diesem Bereich auch enorm teuer sind, braucht es ein schlüssiges Gesamtkonzept, um an Fördergelder zu kommen. Das konnten wir bis heute aber auf Grund unserer schwierigen geografischen Verhältnisse und örtlichen Voraussetzungen nicht vorlegen. Wir hatten bis zum 31. Mai dieses Jahres zum Glück kein Hochwasserereignis mehr. Allerdings konnten wir deshalb auch nicht näher in der Praxis analysieren und Erfahrungen sammeln, wo die kritischen Stellen im Gemeindegebiet sind. Zwar gibt es dazu theoretische Pläne, aber die in der Gemeinde Verantwortlichen hatten bisher keinerlei Erfahrungen mit Hochwasserereignissen in Kressbronn a. B. So ärgerlich die Auswirkungen des letzten Hochwassers waren, konnten wir jetzt zumindest praktische Erfahrungen machen. Die Hochwasser- und die noch in Ausarbeitung befindlichen Starkregengefahrenkarten haben sich als zutreffend erwiesen. Das hat mich jedenfalls dazu bewegt, kurzfristig nun die Strategie zu ändern. Klar ist, dass wir weiterhin nach einer langfristigen Lösung suchen müssen, um bei Hochwasser- oder Starkregenereignissen das Wasser aus den Siedlungsbereichen herauszuhalten. Wir werden es aber voraussichtlich nicht schaffen, dies bis zum nächsten Ereignis umgesetzt zu haben. Solche Planungen und Maßnahmen ziehen sich über Jahre und mitunter auch über Jahrzehnte. Deshalb müssen wir meines Erachtens auf temporäre Schutzmaßnahmen setzen, um kritische Bereiche vor dem Wasser zu schützen. Ich empfehle deshalb auch, dass sich jeder Hauseigentümer selbst Gedanken macht, wie man sich schützen kann und eigenständig erforderliche Schutzbarrieren anschafft. In Notlagen rufen alle nach Sandsäcken oder ähnlichem, die Feuerwehr muss dann aber erst die Lage anschauen und dabei auch Prioritäten setzen. Dann ist es meistens eh schon zu spät. Schutzbarrieren sollten möglichst vor dem Eintreffen des Wassers aufgestellt werden. Wichtig ist also, Gefahrenvorsorge zu treffen. Dabei sind alle Betroffenen selbst gefragt. Dazu gehört auch, sich ausreichend gegen derartige Ereignisse zu versichern. Wir bleiben als Gemeinde am Thema Hochwasserschutz intensiv dran, kurzfristige bauliche Gesamtlösungen können wir aber bei allen Anstrengungen nicht leisten.
Die Bürgerinnen und Bürger haben am 9. Juni einen neuen Gemeinderat gewählt. Welche Veränderungen hat es gegeben?
Unser Gemeinderat setzt sich weiterhin aus 18 Mitgliedern zusammen. Sieben Sitze entfallen nun auf die BWV. Die Wählervereinigung konnte damit einen Sitz zulegen und ihr bislang bestes Ergebnis einholen. Dieter Mainberger ist nach 20 Jahren im Gemeinderat auf eigenen Wunsch ausgeschieden. Neu hinzugekommen sind dafür Felix Trautwein und Sarah Frommlett. Beide sind unter 30. Mit Sarah Frommlett zog die erste Frau für die BWV in den Gemeinderat ein. Auch die CDU konnte einen Sitz im Gemeinderat zulegen und hat nun sechs Gemeinderäte. Hermann Wieland ist nach 20 Jahren nicht mehr angetreten, neu im Gremium sind dafür Patrick Bauer und Simon Ganal. Sie sind ebenfalls beide unter 30 Jahren. Bündnis 90/Die Grünen haben bei der Wahl einen Sitz verloren und sind nach dem Wechsel von Dr. Klaus Oelfken zur SPD nur noch mit zwei Mitgliedern im Gemeinderat vertreten. Wiedergewählt wurde Sabine Witzigmann, neu ist Jutta Glasbrenner. Martha Dauth ist nicht mehr bei den Grünen, sondern bei der SPD angetreten und vertritt diese gemeinsam mit Lilly-Olivia Scholl und Dr. Klaus Oelfken im Gemeinderat. Martin Kolb trat auf eigenen Wunsch nicht mehr an.
Insgesamt lässt sich feststellen, dass der Altersdurchschnitt im Gemeinderat deutlich gesunken ist. Zum Zeitpunkt der Wahl waren fünf Mitglieder unter 30 Jahren. Ohne es näher recherchiert zu haben, dürfte das wahrscheinlich der bislang höchste Anteil der Unter-30-Jährigen im Gemeinderat sein. Ich persönlich finde das gut. Die Jüngeren sollten die Politik aktiv mitgestalten, schließlich betreffen sie die Auswirkungen genauso und auch deutlich länger. Die Frauenquote im Gemeinderat ist wieder auf fünf Gemeinderätinnen angestiegen und liegt damit bei 27,7 %. Das bürgerliche Lager (BWV, CDU) hat zwei Sitze zugelegt und verfügt jetzt über 13 von 18 Sitzen, das sind 72,2 %. Mit Jutta Glasbrenner ist nach langer Zeit wieder eine Lehrerin des Bildungszentrums im Gemeinderat vertreten. Nach Berufsgruppen sind nun im Gemeinderat: zehn Selbstständige, fünf Beamte und drei Arbeitnehmer. Die größte Gruppe machen die Handwerker aus mit fünf Mitgliedern, dicht gefolgt von vier Landwirten. Akademiker gehören dem Gemeinderat fünf an, vier mit (Fach-)Hochschulstudium, einer mit Universitätsstudium. Dienstältester Gemeinderat ist Wolfgang Binzler, Lebensälteste ist Martha Dauth, Jüngster ist Simon Ganal.
Was erwarten Sie vom neuen Gemeinderat?
Als Bürgermeister wünscht man sich vom Gemeinderat natürlich eine gute Zusammenarbeit, Offenheit für Ideen und alle kommunalpolitischen Themen. Dass das Handeln des Gremiums stets am Gemeinwohl und nicht an Eigeninteressen orientiert sein soll, ist selbstverständlich. Ansonsten freue ich mich natürlich auf die Arbeit und bin gespannt, wie sich das neuzusammengesetzte Gremium entwickelt. Kurzum: meine Erwartungshaltung ist, dass sich alle mit voller Kraft für unsere Gemeinde einsetzen. Ich bin mir sehr sicher, dass das so sein wird.
Pressemitteilung vom 02.09.2024