Menü

Pressemitteilungen

Ehrenbürger Gerhard Schaugg

„Die Anstöße zur Gründung unserer Kulturgemeinschaft sind wohl in den vielschichtigen Erfahrungen einzelner Bürger zu suchen, die sich für die kulturelle Situation ihrer Heimatgemeinde, ihrer Region und Landschaft verantwortlich fühlten.“ Als Peter Keller und Gerhard Schaugg im Jahre 1989 ihren Artikel für das Kressbronner Jahrbuch mit dem Titel „Die Arbeit der Kulturgemeinschaft – Wegbeschreibung und Bestandsaufnahme“ (Kressbronner Jahrbuch 1989, S. 6) verfassten, hatten sie beide wohl nicht die geringste Vorstellung davon, wie prägend sie einmal für die Kressbronner Kulturlandschaft und die Gemeinde sein werden. Kultur ist ein integraler Bestandteil einer jeden Gesellschaft oder zumindest sollte die Kultur ein solches fundamentales Element sein. Schon früh hat dies Gerhard Schaugg erkannt. Er hat sein Leben neben seiner Familie vor allem der Arbeit mit Kindern in der Schule und der Kulturarbeit in der Gemeinde Kressbronn a. B. gewidmet. Dabei hat er Leistungen erbracht oder an Errungenschaften mitgearbeitet, auf welche die Gemeinde heute zurecht stolz ist und welche die Gemeinde mit Nachhaltigkeit prägen. Umso trauriger war die Nachricht, dass Gerhard Schaugg am 26. Februar 2021 verstorben ist.

Gerhard Schaugg wurde am 25. März 1936 in Kressbronn am Bodensee als Sohn von Ludwig und Elisabeth Schaugg geboren. Er besuchte für acht Jahre die Volksschule und schloss diese 1950 ab. Eher schwierige wirtschaftliche Verhältnisse verhinderten den Gang auf eine weiterführende Schule und führten Gerhard Schaugg zu einer Lehre als Maler bei Maler Franz in der Betznauer Straße. Nach Abschluss der Lehre folgte eine Anstellung bei Maler Rapp. 1962 heiratete Gerhard Schaugg seine Frau Martha. Aus der Ehe gingen 1963 die Kinder Anselm und Elmar (Zwillinge) sowie 1976 Daniel hervor. Der Firma Maler Rapp blieb er bis 1968 treu. Einem Arbeitsunfall – also Glück im Unglück – verdanken Gemeinde und Schule wohl heute, dass Gerhard Schaugg damals seinen Lebensweg änderte. Er besuchte eine weiterführende Schule und nahm ein Lehramtsstudium mit den Fächern Deutsch und Bildende Kunst an der Pädagogischen Hochschule in Weingarten auf. Zunächst als Grund- und Hauptschullehrer, dann verlängerte er seine Studienzeit und erwarb schließlich das Staatsexamen für das Realschullehramt. Später erwarb er noch Zusatzausbildungen für den Unterricht in katholischer Religionslehre und Theaterpädagogik. Seine erste Anstellung erfolgte an der Realschule in Tettnang, später wechselte er an die Parkrealschule nach Kressbronn a. B. In den Ruhestand trat Gerhard Schaugg im Jahre 2000 und wirkte anschließend noch zwei bis drei Jahre als Lehrbeauftragter für Kunst an der Pädagogischen Hochschule in Weingarten.

Sein Einsatz als Lehrer für seine Schülerinnen und Schüler war hoch. Es lag ihm stets am Herzen, besonders im Fach Bildende Kunst, den Schülern nicht nur etwas beizubringen, sondern in ihnen auch die Motivation zum eigenen Gestalten zu wecken. Er setzte sich maßgeblich für gestalterische Schulprojekte ein und war auch in Lehrplankommission und Fachberatung tätig.

Für die Gemeinde Kressbronn a. B. war Gerhard Schaugg aber nicht nur ein außergewöhnlich engagierter Lehrer. Für die Gemeinde Kressbronn a. B. war Gerhard Schaugg ein außergewöhnlich engagierter und prägender ehrenamtlich Tätiger und Kulturschaffender. Neben seinem Engagement in der Katholischen Kirchengemeinde St. Maria Hilfe der Christen im Kirchenchor und als Mitglied und 2. Vorsitzender des Kirchengemeinderates, wirkte er auch im Skiclub des Turnvereins Kressbronn e. V. mit, organisierte Skikurse und war selbst ein begeisterter Skifahrer. Seine Auftritte am Heimatball werden ebenfalls unvergessen bleiben. Die Bildende und gestalterische Kunst war für Gerhard Schaugg Zentrum seines ehrenamtlichen Wirkens. Er war nicht nur selbst künstlerisch tätig, ihm war es vor allem wichtig, andere zu künstlerischer Tätigkeit anzuregen und zu motivieren. Beispielhaft sollen hier nur Schachtelhausen 1985 oder die Kindermalstraße 1986 als eine Art Vorläufer der Kinderspielstadt genannt werden. Auf Gerhard Schaugg geht gemeinsam mit Peter Keller die Initiative zur Gründung der Kulturgemeinschaft 1977 und 1981 der Lände als Kunstgalerie sowie des Kressbronner Kalenders zurück. In der Lände war Gerhard Schaugg an der Organisation zahlreicher Kunstausstellungen beteiligt. An der Partnerschaft mit Maîche beteiligte er sich ebenfalls. Die Ortsgeschichte lag ihm besonders am Herzen. Er wirkte maßgeblich an der Entstehung des Kressbronner Jahrbuches 1984 mit. Als Autor verfasste er bis 2007 insgesamt 42 Artikel für das Jahrbuch.

Es ist nicht möglich, das Wirken von Gerhard Schaugg mit der notwendigen Würdigung umfassend darzustellen. Die genannten Ausschnitte aus seinem außergewöhnlichen ehrenamtlichen Engagement dürften aber einen klaren Eindruck davon geben, weshalb die Gemeinde Kressbronn a. B. Gerhard Schaugg 2001 die Bürgerplakette und 2009 das Ehrenbürgerrecht verlieh.

Pressemitteilung vom 20.05.2020